Montag, 9. Februar 2009

Fahrt nach Bagan



Da sitze ich am Slow-Boad und habe den ganzen Tag Zeit. Die Städte Mandalay und Bagan verbindet der Ayeyarwady, der dann südwestlich von Rangon in einem riesigen Delta, ins Meer, in den Golf von Bengalen mündet. Die Strecke mit dem Schiff zurückzulegen wird empfohlen und ist auch schön. Es gibt mehrere Möglichkeiten. Nur für Touristen wurde eine Speed-Boot eingerichtet, das die Strecke mit einem Halt in 8 Stunden zurücklegt. Krasser Gegensatz dazu ist das Slow-Boot. Das ist mit einem Personenzug vergleichbar. Für uns Touristen ist ein Teil des Oberdecks reserviert, da gibt es auch Plastiksessel, der Rest des Schiffen gehört den Myanmaren. Die sitzen am Boden, mit Kind Kegel und Gebäck. Einige haben gleich ein Geschäft eröffnet und bieten allerlei an. Wenn wir anlegen, stürmen Frauen und Kinder auf das Boot, und bieten weitere Sensationen, Melonen, gebackene knusprige Scheiben mit Krabben und Fischen usw. an,

 

Jetzt waren wir im Raum von Myingyan und siehe da, fast alle Einheimischen sind mittlerweile ausgestiegen. Der Fluss hat sandige Ufer und wir müssen dauernd zickzack fahren. Zeitweise wird am Bug mit einer Stange der Wasserstand kontrolliert. Die Ufer sind noch flacher geworden, die Anlegestellen sind unglaublich. Einmal eine kleine Ansiedlung mit vielen schreienden Menschen, soeben wurde Mehl ausgeladen. Hier ist gar nichts, außer Ochsengespannen.

 

Ich will noch schnell erzählen, dass ich wirklich für die letzte Nacht das Zimmer gewechselt habe. War viel besser, aber das aufwecken hat nicht funktioniert. Zum Glück habe ich mein bewährtes Nokia mit. Ich hatte mich so über den Hotelier geärgert, der die Annahme eines 5$ Scheines verweigerte, weil an der Kante ein Tintenfleck war. Das ist lustig: die 1000 Kyat Scheine sind alle recht neu und in normalem Zustand. Was aber darunter ist, 50, 100, 200 oder 500 sind wirklich Fetzen! Egal, mittlerweile konnte ich ihn ausgeben. Mein Ticket konnte ich damit auch nicht bezahlen. Jetzt habe ich noch einen Dollarschein, der nicht neu ist.

 

Nachtragen will ich auch noch die Story, wie ich zu meinem Fahrer gekommen bin. Ich bin zum Eingang in den Königspalast zu Fuß gegangen. Dieser Eingang ist aber für Ausländer gesperrt. Da nützt nichts. Kein Scherzen, kein böser Blick. Also rauf auf eine Trishaw und zur Gegenseite fahren. Solcherart wurde ich Trishaw-Spezialisten. Hatte also kein Problem mit so einem Ding auch zur nächsten Pagode zu fahren. Als nächstes wieder mit einer Trishaw zum Fuß des Mandalay-Berges. Dieser Fahrer war wiv und sprach recht gut englisch. Die Angebote auf den Berg zu kommen, begannen bei 10000. Ich hatte aber im Reiseführer gelesen, es gibt ein Pickup für 500. Mit diesen 500 im Kopf, war ich natürlich auch nicht bereit 5000 zu zahlen. Fehler hin oder her – ich beschloss zu Fuß zu gehen! Mein Fahrer bot mir an, auf mich zu warten und mich dann ins Hotel zu bringen. Am Heimweg besuchten wir dann gemeinsam ein Internet-Store. Er hatte mir erzählt, wohl eine gmail-Adresse zu haben, sich aber nicht auszukennen. Also machte ich einen Kurz-Kurs mit ihm. So lernten wir uns näher kennen und verstanden uns auch recht gut. Am nächsten Tag brachte er mich schon mit seinem Bike (seine Trishaw war kaputt, nein NICHT von meinem Gewicht) zum Boot nach Mingun. Ja, und dann vereinbarten wir den Ausflug in die Königsstädte Amarapura, Sagaing und Inwa. Den wir auch machten, nachdem ich den Zimmerwechsel bewerkstelligt hatte. Aber das ist wieder eine ganz andere Geschichte.

 

Mittlerweile hat der Akku den Dienst versagt. Ich schreibe jetzt schon von meiner Terasse in Nyaung U, einem Nachbarort von Bagan. Ich habe ein wirklich schönes Zimmer, ein wunderbares Bett und RUHE!

 

Zurück zur Fahrt. Ich trat dann in eine ernste geschäftliche Aktion ein. Es ging um mein ungewaschenes rotes T-Shirt, ein Baumwolltuch und einen auszuhandelnden Geldbetrag. Nach wirklich zähen Verhandlungen, die sich in mehreren Gesprächen abspielten und sicher eine Stunde  dauerten, einigten wir uns auf einen Kompromiss. Ich zahlte 2000 Kyat und bin jetzt stolzer Besitzer eines originalen, 4eckingen, mehrfarbigen Tuches, das ich genau so dringend brauche wie einen bunten Luftballon.

 

Fahrt endete, wir kraxelten in stockfinsterer Nacht einen Sandhügel hinauf, ergatterten zu dritt das einzige freie Taxi, durften $ 10 Bagan-Ticket zahlen und waren im Race in das Hotel ( das New Park Garden wurde auf dem Boot von allen als Geheimtipp gehandelt) erfolgreich. Das Ausstellen unserer Tickets – mit Vorlage des Reisepasses – begann beim Schein zweier Kerzen, als plötzlich die elektrische Beleuchtung wieder funktionierte und eine Neon Röhre das Office standesgemäß erhellte.